Fallschirmsport - wie ein Traum wahr wurde
Bereits Anfang des 14. Jahrhunderts benutzten chinesische Zirkusartisten Sonnenschirme, um von hohen Türmen zu springen.
Leonardo Da Vincis pyramidenförmiger Fallschirm aus Leinen und Holz hätte damals schon aus ~3 km Höhe funktioniert, er fliegt sogar sanfter als moderne Fallschirme, nur sein Gewicht von 90 kg ohne Lenkung bereitet Probleme beim Aufsetzen.
Der Kroate Faust Vrančić gilt als der 1. Mensch, der erfolgreich einen Fallschirm ersann, baute und erprobte: 1617 sprang er vor zahlreichen Zuschauern mit einem 6x6 m stoffbespannten Holzrahmen vom Glockenturm des 86 m hohen St. Martinsdoms in Bratislava. Später wiederholte er seine Sprünge u.a. in Venedig.
Der Franzose André-Jacques Garnerin (1769-1823) sprang am 22.10.1797 aus einem ca. 400 m hoch fliegenden, mit Wasserstoff gefüllten Ballon über Paris ab.
Als eine der ersten Fallschirmspringerinnen gilt die deutsche Luftakrobatin Käthe Paulus (1868-1935). Sie war zugleich die 1. deutsche Berufsluftschifferin und die Erfinderin des zusammenlegbaren Fallschirms.
Nach dem 2. Weltkrieg entwickelte sich der Fallschirm schnell von einem Rettungs- zum Sportgerät. Waren die Disziplinen Ziel- und Stilspringen noch sehr vom militärischen beeinflusst, wurde das Relativfliegen bald schon zur Hauptrichtung. Dabei versuchen mehrere Fallschirmspringer miteinander im Freifall vorgegeben Figuren zu fliegen. Mit der Ablösung der Rundkappen durch die Flächenfallschirme Mitte der 70-er Jahre konnte die Schirmfahrt wesentlich präziser gesteuert werden, was die Disziplin des Kappenformationsflugs möglich machte.
Die Entwicklung besserer Technik und der Einsatz neuer Materialien ließ die Fallschirmgurtzeuge von voluminösen, schweren und fehleranfälligen "Packen" zu leichten, handlichen und sicheren "Rucksäckchen" werden. Dies hatte auch Einfluss auf die Möglichkeiten im Freifall. Die Bewegungsfreiheit nahm ungeheuer zu und so entstanden Spielarten wie Sit-Fly, Free-Fly, Head-Down, Sky-Surfen u.v.m. Auch das "klassische" Relativfliegen entwickelte sich rasant. So reichen für ambitionierte Springer die Sprünge aus dem Flugzeug als Training nicht mehr aus. Um auch bei kleineren Wettbewerben mithalten zu können, muss heute im Windtunnel geübt werden.
Dem Fallschirmspringen hängt immer noch der Nimbus des abenteuerlichen und gefährlichen an. Heute ist jedoch die Technik und Sicherheit der Ausrüstung sehr ausgefeilt und hoch. Es hängt deshalb, wie in vielen Sportarten, vom Risikobewusstsein, der Selbsteinschätzung und der Verantwortung des einzelnen Sportlers ab, welchen Gefahren er sich und andere aussetzt.
Wen der Virus Fallschirmspringen erwischt hat, versteht den Spruch:
"Fallschirmspringer wissen, warum Vögel singen"